Mundraum trifft Gebärmutterhals: Was hat HPV mit HNO zu tun?

Ein Moment, den sich niemand wünscht: Man geht zum jährlichen Kontrolltermin bei dem oder der Gynäkolog:in – und bekommt einige Tage später die Nachricht, dass der Abstrich im Labor positiv auf HPV getestet wurde. Die Gedanken rattern: Was tun? Habe ich jetzt Krebs? Und inwiefern betrifft das meine (Sexual-)Partnerin oder meinen Sexualpartner?

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Eine Situation wie diese tritt alleine in Österreich jedes Jahr zu Hunderten oder gar Tausenden auf. Dennoch denken sich jetzt viele Lesende wahrscheinlich: Ist ja schön und gut, aber was hat denn das Thema HPV und Gynäkologie bitte mit dem Bereich HNO zu tun? Diese Frage stellen sich Betroffene spätestens dann nicht mehr, wenn sie nach dem Erhalt des positiven Tests eine Suchmaschine um Rat bitten. Denn dort stößt man schnell auf das Oropharynxkarzinom. Oro… was? Ja, ein komplizierter Name. Vereinfacht gesagt: Mundrachenkrebs, der vermeintlich durch HPV-Viren ausgelöst werden könnte. Doch von „da unten“ bis ganz oben ist es doch ein weiter Weg – hängen diese beiden Bereiche wirklich so eng zusammen, was HPV angeht? Wir nehmen dieses Thema einmal genauer unter die Lupe.

Was genau ist HPV?

Die Abkürzung HPV steht für Humane Papillomaviren. Dabei handelt es sich um eine große Virusgruppe mit etwa 200 Subtypen, die ein abnormes Zellwachstum beim Menschen hervorrufen können. Das bedeutet konkret: HPV kann Genitalwarzen, Krebsvorstufen und Krebs verursachen. Am bekanntesten ist das Zervixkarzinom, also Krebs, der sich im Gebärmutterhals entwickelt und fast immer durch das HPV-Virus verursacht wird.

HPV kann jedoch auch Krebs im Gebärmutterhals (Gebärmutterhalskarzinom) oder Vulva, am Penis sowie im Analbereich auslösen – und eben dem Oropharynx, dem Mund-Rachen-Raum, um den es hier vor allem geht.

Übrigens: In Österreich allein werden jährlich 11.000 Gebärmutterhalskarzinome diagnostiziert. Auch die Anzahl der Diagnosen von Oropharynxkarzinomen nimmt zu – und unter ihnen werden rund 25% mit HPV in Verbindung gebracht. Diese Entwicklung zeigt einen massiven Anstieg in den letzten Jahren hierzulande.

Wie wird HPV übertragen?

HPV ist die weltweit häufigste STD – aus dem Englischen: Sexually transmitted disease, also sexuell übertragbare Krankheit. In einigen Fällen können Neugeborene sogar schon mit HPV-Viren auf die Welt kommen – etwa, weil sie über die Plazenta oder auf dem Weg durch den Geburtskanal damit infiziert wurden. Orale Sexualpraktiken stellen möglicherweise einen Übertragungsweg dar, allerdings ist das nicht sicher – denn in einer Studie wiesen nur etwa ein Prozent der oral Praktizierenden einen positiven HPV-Test auf. Als Risikofaktor gilt jedoch, mehr als sechs Sexualpartnerinnen oder -partner gehabt zu haben. Aber auch Küssen, Händeschütteln und Niesen können als Übertragungswege nicht ausgeschlossen werden.

Was verursacht das HPV-Virus in mir?

Das humane Papillomavirus (HPV) zählt aufgrund seiner leichten Übertragbarkeit zu den häufigsten Viruserkrankungen. Eine Besonderheit besteht außerdem darin, dass eine Infektion in der Regel symptomlos verläuft und das Virus in vielen Fällen nach ein bis zwei Jahren von selbst verschwindet. Dies führt dazu, dass die Infektion oft lange Zeit unentdeckt bleibt. Lediglich bei circa zehn Prozent der Infizierten bleibt es bestehen.

Doch kann sich daraus nicht auch Krebs entwickeln? In seltenen Fällen ja, aber erst viel später. Tatsächlich ereignet sich eine Infektion meist um das Alter von etwa 30 Jahren herum – während die häufigsten HPV-bezogenen Krebsdiagnosen erst zwischen Mitte und Ende 50 erfolgen. Dazwischen liegen also rund 20 Jahre, in denen das Virus in unserem Körper vor sich hin schlummert.

Was sollte man tun, wenn der Partner oder die Partnerin einen nachgewiesenen HPV-Infekt hat?

Angenommen, die Partnerin hat einen positiven HPV-Test – was bedeutet das für mich als (Sexual-)Partner:in? Laut einer Studie mit 428 Personen hatte nur eine geringe Anzahl von Männern, die mit HPV-infizierten Frauen sexuell in Kontakt waren, auch HPV im Rachenbereich aufgewiesen – nämlich lediglich drei Prozent. Dies legt nahe, dass es möglicherweise einen unabhängigen Mechanismus zwischen der Infektion im Genitalbereich und der im Rachenbereich gibt. Fazit: Das Risiko einer sexuellen Übertragung von HPV scheint vergleichsweise gering. Es gibt also keinen Grund, direkt in Panik auszubrechen.

Kann die HPV-Impfung eine Ansteckung wirksam verhindern?

Dafür muss man kurz ausholen: Die HPV-Impfung wird Frauen und Mädchen ab einem Alter von 12 Jahren prinzipiell empfohlen. Der Grund: Bei der Prävention des Zervixkarzinoms, also Gebärmutterhalskrebs, ist sie extrem effektiv. Bis zum Alter von 21 Jahren wird sie in Österreich vollständig von den Krankenkassen übernommen – erst danach erwarten einen etwa 650€ Kosten, die man dann selbst tragen muss. Doch kann sie dem Oropharynx-Karzinom vorbeugen? Einen ausreichenden Beweis gibt es dafür derzeit noch nicht. Allerdings sieht die Datenlage vielversprechend aus, dass die Impfung auch hier von Nutzen sein kann. Zudem gab es Studien mit geheilten Betroffenen eines Analkarzinoms, die zeigten, dass das Risiko, erneut an diesem Krebs zu erkranken, durch die Impfung stark verringert werden konnte.

Wie kann ich feststellen, ob ich HPV-Viren in mir trage?

Ein paar Worte vorweg: Bei gesunden Menschen ist der Test auf HPV sinnlos. Denn das Vorkommen dieser Viren alleine ist nicht behandlungsbedürftig. Die Aussagekraft des Tests ohne tatsächliche Symptome ist daher gleich Null.

In meiner Ordination biete ich die Abklärung auf HPV bedingte Veränderungen sowie die HPV-Impfung an.

Ist ein Test doch einmal nötig oder empfohlen, dann kann dieser über einen Abstrich oder eine einfache Mundspülung erfolgen, die anschließend im Labor analysiert wird. Doch Achtung: Dieses Verfahren kann das Virus zwar nachweisen, aber keine Info über dessen Lokalisation oder Ausbreitung geben. Abschließend lässt sich sagen: Das humane Papillomavirus sollte man nicht unterschätzen. Ein Grund zur Panik ist sein reines Vorkommen in unserem Körper aber nicht. Die HPV-Infektion ist eine der häufigsten viralen Infektionen überhaupt und bei vielen Menschen „verschwinden“ die Viren irgendwann einfach wieder, ohne Spuren zu hinterlassen. Zudem liegen zwischen der Infektion und einem eventuell entstehenden Karzinom im Schnitt mindestens 20 Jahre – und die genauen Übertragungswege sind noch immer nicht ganz klar. Fazit: Erst wenn zusätzlich zur Ansteckung Symptome auftreten, sollte man wachsam bleiben und unbedingt mit einem oder einer Ärztin sprechen. Und bis dahin gilt: Die HPV-Impfung ist das einzige, das möglicherweise gegen das Oropharynx-Karzinom hilft – auf jeden Fall hilft sie aber, andere Krebsarten effektiv zu verhindern. Daher gilt, wie so oft, die Empfehlung: Impfen, impfen, impfen.

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